Neuerscheinungen

LINOWIRAG.DE | Linoblog:
Komisches, Kritisches, Unerhebliches aus Lino Wirags Text-Bild-Werkstatt. Quasi täglich.

Live-Gedichte

Eigentlich eine ganz hübsche Idee, wenn sie nicht gerade so wie hier (am Beispiel von H.-J. Ortheil, Tanja Langer u.a.) durchgeführt wird und so klingt:

MEIN ORT, HEIL

Auch Ortheil sitzt
Mit überraschend
Hellen Haaren
Als ob doch alle
Literaten nur
In Urlaub waren

Ehrenwerth-Wirag-Lieblingsstelle

"Da lief ich heim, denn ich wollte noch rasch eine Art Glosse für ein Journal schreiben, eigenartigerweise gegen Kartoffel-Chips, für welche ich soeben noch kleine empfehlende Gedichte gemacht hatte." (Henscheid: Vollidioten)

Archive

Mitteilung des paläologischen Instituts, gefunden von Heinrich Warzenberg auf dem Kehrichthaufen seiner Großmutter, 1893.

Ich schreibe diese Nachricht strenggenommen nicht auf Papier. Dieses Material ist bei uns nicht bekannt. Wir schreiben auf der Haut von Büffeln. Strenggenommen schreiben wir auch nicht, wir ritzen. Wir ritzen mit unseren Messer in die saftige Büffelhaut. Normalerweise ritzen wir. Das heißt, wir ritzen auch nicht, denn wir haben keine Messer. Sie gelten in unserer Kultur als Zeichen von Dekadenz. Genaugenommen gilt schon die Dekadenz selbst als Zeichen von Dekadenz. Also muss ich mich, um diese Aufzeichnungen tätigen zu können, gegen die Riten meines Volkes entscheiden. Ein schmerzlicher Prozess. Und doch gerechtfertigt. Ich ritze sie in die Haut eines Büffels; aber damit es niemand merkt, habe ich mir einen lebenden Büffel ausgesucht. Saftig und blökend rennt er unter mir. Schwer stampfen seine Beine auf den Boden. Wie schmale Presslufthämmer. Ich fühle mich frei. Bald wird er mich abwerfen. Seine Brüder werden mich zertrampeln. Sie warten, nein eigentlich: rennen sie hinter ihm. Zermalmen werden sie mich, plätten wie einen Schuh. Ich lache, nein: ich lächle. Es macht mir Freude, von ihren Hufen zertreten zu werden. Sie malen ihre Abdrücke auf mich wie kleine Tattoos. Während ich unter ihren Hufen zerrieben werde, denke ich an Zuhause. Denke ich an Cassiopeia, die jetzt ohne mich in die Flammen starrt, die weiße Flecken auf ihren Hals malen. Cassiopeia, die Liebesblume. Die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, schnurrt ein; sie ist wie ein Gummihaut, eng und immer gespannt. Ich sehe ihre Finger, an denen noch der Ring hängt, den ich ihr aus dem Verschluss einer Coca-Cola-Büchse geschnitten habe. Er hat die Farbe ihrer Haare. Ich will ihre Lippen, aber ihre Lippen sind kalt und marmorn. Sie singt das alte Lied meines Volkes. Es hat nur eine Strophe, und die geht so:

Mei, mei, ich muss gehen
wann werden wir uns wiedersehen.


Eigentlich ein dummer Lied, und ich glaube inzwischen sicher, dass es durch einen Übersetzungsfehler entstanden ist. Aber niemand will mir das abnehmen. Nein, sie sind stur; die alte Lilith ist stur, mit der Arschfalte, die sie ihren Mund nennt und den großen, durstigen Augen, die starren, als wollten sie den Mond trinken. Ich starre auch, aber ich trinke nicht. Der Durst kommt, wenn der Hauptgang bekämpft ist, heißt eine alte Weisheit. Der Platz auf dem Büffel wird knapp. Ich rutschte schon in Hodennähe. Die Erschütterungen der Schritte spüre ich. Patchouli, murmle ich. Patchouli. Ich weiß nicht, wem dieser Name gehört, aber er klingt gut, vertraut. Sauer schmeckt auf einmal der Kelch des Lebens, der an mir vorbeigeht [endet hier wegen mangelnder Logik, verm. Übersetzungsfehler] Diese Aufzeichnungen gibt es nicht.

Scheißgedicht

Sich beim Aufstehen vom Sofa
volle Kanne
den zweiten bis vierten Zeh
am Sofabein BLAU
zu schlagen: Ist das schon dieses
viel
-beschworene
»Spüren, dass man lebt«?

NEU: GASTGEDICHT

Rotz- und Wassergedicht
Für L.W.

Sich beim Pflanzen von Blumen
mit Karacho
den Zeige- und Ringfinger
mit der Schaufel BLUT
-ig zu hacken: Sind die Tränen dann
nieder
-fallendes
"Salz der Erde"?

Murm

Ich sage zu Vater, dass ich die Murmeltiere suchen gehe. Er dreht nur langsam den Kopf zu mir. Auf seinen Schultern sitzt er wie in einem Scharnier. Mein Vater dreht den Kopf wie eine Eule, bis seine eiscremefarbenen ... weiter ...

Youtube

Ich sehe gerade, dass ein ganz alter Video-Jokus von mir es immerhin auf 30.000 Hits gebrach hat (mehr als diese Homepage je erreichen wird). Die neue Alemuel werde ich wohl trotzdem nicht.

Mit Nussschalen

Aufrüsten, anmarschieren, aufladen!, rief Cheffink. Palim, palim!
Er hatte sich einen roten Latz umgeschnallt und die höchste Stimme eingeschaltet, die er in seinem Hals hatte finden können. Die anderen Finken waren beeindruckt. weiter ...

Was man diese Tage macht:

Süddeutschland bereisen, Michael Stauffer lesen und Peter Licht und Dietmar Dath und Matthias Keidtel und Jo Lendle, sich über Sybille Berg ärgern, Anthologien verblättern, sich einen Vaio zulegen und stundenlang einrichten, neue Keyboards kennenlernen, die ergonomisch sein wollen, und dann narkoleptisch und hirnschwach auf dem Sofa sitzen, mal wieder den Fernseher benutzen (und dann gleich richtig: Chigaco, Knights of the Holy Grail, Neues vom Wixxer), Chris Ware bewundern. Den Versuch zu unternehmen, etwas einzukaufen. Roller Coaster Tycoon. Und im Thalia gibt es nie etwas Neues.

Reisen

Sehr zu empfehlen ist die Comic & Film-Ausstellung, die die Städtische Galerie in Karlsruhe zeigt; es gibt u.a. Originale von Miller, Hogarth, Foster, Hergé und Morris zu sehen. Die Kinoplakate und Filmparaphernalia sind als Dreingabe allerdings eher uninteressant.

Noch zu erwähnen:

L.W. bekommt einen seltsamen Sonderpreis für ein Gedicht, der in einer (unvergüteten) Vertonung besteht. Na da freuen wir uns aber.

Eintrag

Auf meinem Zimmerboden (dem Boden meines leergeräumten Zimmers) liegt eine tote Motte. Sie muss dort schon seit drei Tagen liegen, ich erinnere mich, beim Kistenpacken, beim Kistentragen und Möbelauseinanderschrauben ein kleines, zusammengefaltetes Objekt auf dem Boden gesehen zu haben, ganz braun. Ich hatte es für ein Pappeck gehalten (nochmals: Pappeck).

Sonntagsspaziergang


einmal internetstar sein [überarbeitet]

mutter kam und sah und sagte:
sitzt du schon wieder vor dem computer

und ich antwortete (wie peter handke):
mutter, mach dir keine sorgen, ich werde weltberühmt
denn bei youtube hat mir mister zappy gerade fünf sterne gegeben
und in seinem posting heißt es, ich sei superlol

weiterlesen ...

Ein Blitzschlag

... und der darauffolgende Internetausfall haben hier leider für drei Tage Funkstille gesorgt. Ich bitte, das zu entschuldigen.

Abt. Wissenschaft

Interimshalber arbeite ich (unter Pseudonym!) an einer wissenschaftlichen Arbeit zu dem fiktiven Autor Magnus O. Bohr. Nachtrag: Text ist wie geplant schön doof geworden und jetzt (unter obigem Link) abrufbar.

Am 12.06.2008 laut Notizbuch gelesen:

  • Walser: Über Ironie. (schnell gelesen) ~ 100 S.
  • Dichter lesen. Dichter lesen / Bd. 3 / Vom Expressionismus in die Weimarer Republik (quer gelesen) ~ 50 S.
  • Max Goldt: Wenn man einen weißen Anzug anhat. ~ 200 S.
  • ders.: Der Krapfen auf dem Sims. ~ 60 S.
  • Reclam: Arbeitstexte Gegenwartslyrik. ~ 30 S.
  • Übers Festland. Eine Prosanovela. (Anmerkungen gemacht) ~ 100 S.
  • Versch. Interviews mit Max Goldt. ~ 20 S.
  • Emails (ca. 30)
  • Irgendwelche Aufsätze über Kulturpolitik (nur überflogen)
  • Einige Wikipedia-Artikel
  • Bisschen Spiegel online
  • Nabokov: Pale Fire. ~ 5 S.
  • Lino Wirag: Pizzazwerge etc. (Schreibfehler gefunden) ~ 20 S.
  • Nation's Favourite Comic Poems: A Selection of Humorous Verse. Foreword. ~ 5 S.
  • Zehrer, Gernhardt: Hell & Schnell. Nachwort. ~ 8 S.
  • Zehrer: Dialektik der Satire. (was nachgeschaut) ~ 2 S.
  • KLG zu Patrick Roth und Max Goldt. ~ 8 S.

  • in summa ca. 640 S. Text aus 20 Quellen in 16 Stunden

Zur freundlichen Weiterleitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

ab Oktober geht es auf eine ganz besondere Suche mit dem Kinderbuch „Herr M. und die Sache mit sich selbst. Eine Odyssee“ von Jule D. Körber (mit Bildern von Lino Wirag, geb., ca. 70 S., Euro 10, 90 , ISBN-13: 978-3-938531-04-4)

Subskriptionspreis bei Bestellungen bis 31.12.: 6 Euro (zzgl. 2 Euro Versandkosten)

Bestellbar direkt über den Verlag: info@autumnus-verlag.de

Zum Buch:

Herr M. hat alles unter Kontrolle. Er macht immer zur selben Zeit dasselbe, jeden Tag, jede Woche. Zum Beispiel isst er jeden Dienstag Prinzessböhnchen. Und er geht immer auf Nummer sicher: Sogar zwei Kaffeemaschinen hat er, sollte mal eine kaputt gehen. Er überlässt nichts dem Zufall. Aber was ist, wenn er nicht mehr weiß, warum Topf und Pfanne neben dem Herd stehen? Was ist, wenn sein Wissen darüber verloren gegangen ist, was er wann und warum tun soll? Herr M. hat vergessen, wer er ist!

Also begibt er sich auf die Suche. Wer könnte er sein? Er erlebt erstaunliche Dinge, ungewohnte und doch bekannte. Macht er plötzlich Sachen, die er früher nie getan hätte? Kann sich der neue Herr M. sogar verlieben? In das Fräulein vom Amt gar?

Mit Bedacht und ganz eigenem Humor: Dies ist eine Erzählung darüber, was passiert, wenn man nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist, eine Erzählung über Hilflosigkeit und Erschöpfung, aber vor allem über Hoffnung und Neuentdeckung.
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