Mit Nussschalen
Aufrüsten, anmarschieren, aufladen!, rief Cheffink. Palim, palim!
Er hatte sich einen roten Latz umgeschnallt und die höchste Stimme eingeschaltet, die er in seinem Hals hatte finden können. Die anderen Finken waren beeindruckt. So kannten sie ihren Chef gar nicht: Er war vorher immer nur der große böse Diktator gewesen, der allen auf der Nase herumtrampelte. Wobei in das Wort "Schnabel" wohl angebrachter gewesen wäre. Und das Wort "herumtrippelte".
Die Unterfinken tuschelten. Alle hatten mit einem zeitversetzen Angriff gerechent. Doch Cheffinks Augen tosten. Seine Schnabelschärfen sprühten. Er hatte einen detaillierten Marschplan ausgearbeitet, ganz aus Butter. Mit den wichtigsten Lebensmitteln der letzten 20 Jahre waren darauf die Stationen der nächsten Tage verzeichnet. Paprikastreifen hießen: über die Flanken. Käsescheiben meinten: Flächenbeschiss (d.h. -bombardement). Salamischeiben bedeuteten: totale Vollverpfostung.

Die Unterfinken ließen harte Blicke über die Scheitel der Unterunterfinken wanden. Sie wussten, dass sie jetzt extrawachsam sein mussten. Auch wurden die Körnerkolben superhäufig bewacht. Die Unterunterfinken waren auch die Einzigen, die noch Drillboots tragen mussten. Ganz schwarz und schwer waren diese Schühchen und zum Fliegen völlig ungeeignet.
Jeder Fink hatte außerdem einen Markierungsring am Bein, aber das ist eine andere Geschichte und nicht so militärisch.
Alle Mann, brüllte Cheffink jetzt, die Waffen zählen!
Das ließen sich die Unterunterfinken nicht zweimal sagen! Das machte Spaß! Die Waffen waren beträchtlich: Superstöcke waren darunter, von den höchsten Birken geschnitten und mit der Elastizität von Mangroven. Dann gab es Dumdum-Eicheln, eigens ausgehöhlt und mit Ameisensäure gefüllt. Außerdem Cutblätter mit den schärfsten Zackenrändern, die der Wald zu bieten hatte. Alles war tief in einen Astloch gestapelt, wo die Eichhörnchen nicht hinreichten. Zu dünn die Äste, zu filigran die Konstruktion, zu sorgsam austariert die Klappfallen.
Finkensafe, aber eichhörchendeadly.
Meldung, rief jetzt Vizefink und ließ den gelben Arm mit der roten Binde in die Luft schnellen.
Jawohl? Cheffink beantwortete Anfragen sofort oder gar nicht.
Feindbewegungen im Sektor N, meldete Vizefink, den Schnabel steif in der Luft.
In Sektor Nüsschen?, bohrte inquisitorisch Cheffink.
Vizefink nickt.
Aha!, machte Cheffink triumphal oder eben triumphierend. Nachdenklich rieb er sich das Kinn mit der Hand. Nur dass er natürlich weder Hand noch Kinn hatte, sondern Schnabel und Flügel. Auch einen Bart hatte er sich wachsen lassen wollen, was natürlich misslang. Also hatte er ihn mit Schuhcreme in sein Gesicht gemalt. Das ging dann, sah aber recht wilhelm-preussisch aus.
Die Unterunterfinken begannen zu murren. Sie wollten endlich angreifen.
Doch Cheffink schob noch immer die Spielfiguren auf dem Schlachtenplan hin und her. Um den Überblick zu behalten. Die Spielfiguren waren Gummibärchen. Die braunen standen für die Eichhörnchen. Die gelben waren die Finken. Die grünen Bäume. Kleine Häuschen aus Dominosteinen waren kleine Häuschen. Lakritze aber war Lakritze und wurde vom Schlachtenplan geworfen. Cheffink nannte den Plan liebevoll "meine kleine Schlachtplatte".
Kein Mensch (i.e. Fink) konnte da den Überblick behalten! Alle Finken brachen fast in Tränen aus. Wusste die Führung denn nicht mehr, was sie tat? Schon erhoben sich anklagende Stimmen in verschiedenen Terzabständen. Ein Vogelprotestsong stand kurz davor, komponiert zu werden!
Cheffink musste zur Ruhe rufen. Er ließ eine Salve Melonenkerne knapp über den Köpfen der Dissidenten abfeuern. Ruhe verdeckte alles, Stille der Erschrockenen.
Doch in schmalen Finkenherzen glomm Hass. Auf die militärische Führung. Viele wünschten sich Einigkeit mit den Eichhörnchen. Gemeinsam könnte man den Raum über den Wipfeln unter sich aufteilen. Keine Streitigkeiten mehr. Aus Nüsschen machten sich die Finken ohnehin nichts. So stand es in einem anti-militaristischen Manifest von Bruno Blaumeis. Es trug den Titel "Anti-militaristisches Manifest von Bruno Blaumeis" und kursierte als Raubdruck. Mit Schnabelhieroglyphen in Birkenrinde gehackt.
Der Cheffink sah's anders. Die Eichhörnchen waren der Feind. Wieder einmal malte er sie in den leuchtendsten Farben aus: der tödliche Schwanz, ganz aus Busch und Drohung. Die scharfen Schnitterzähne, die selbst die härtesten Federn zerknacken konnten. Durch Hauptfedern gingen sie wie durch Butterkäse. Zurück würden nur abgenagte Skelettchen bleiben, die die Hörnchen im Boden verscharrten. Neben ihren Nüsschen. Der flauschige Pelz nur Tarn, die spitzen Öhrchen indes verrieten das ganze dämonische Potential. Sie ließen keinen Zweifel an der fürchterlichen Kraft. Außerdem, so der Cheffink mit Inbrunst, waren die Eichhorns den Finken im Bodenkampf überlegen. Schnellere Gripkontrolle, integre Jumpstelzen, Powershub und Schwanzpunch waren nur einige ihrer minderjährigen Fähigkeiten.
Breit hatten die Hörnchen alles belagert, belegt, so Cheffink. In ihrem Knopfaugen glomm Fanatismus, gloste Vogelverachtung. Ihre Krallen waren benetzt mit dem Blut unschuldiger Nüsschen. Ihre Schwänze schweiften durch den Sand der Unterdrückung (und was der übertriebenen Bilder mehr waren).
So hetzpropagandierte Cheffink.
Alle Unterfinken schienen bereit, ihm zu glauben. Würden vielleicht bei seiner maroden Argumentation mitgehen. Sie waren damit die zweittragenden Säulen des Systems.
Besonder erzürnte Cheffink, dass die Eichhörnchen sein geheimes Laster spitzgekriegt hatten: Suff und Seide! Gegen die Seide hatten sie nichts unternehmen können, aber von seinem Suff hatten sie ihm 250 Liter Aktivposten gestohlen. Und ausgerechnet von der besten Sorte: Vom Château Lafite-Rothschild, auch noch Grand Cru! Die Hörnchen konnten noch nicht alles ausgesoffen haben. Sie hielten sich doch sonst nur an ihren Nussschnaps.
Die Direktive war klar: Finken erobern sich ihre 15 % des Chateaus zurück. Und zwar mindestens!
Gerade war Cheffink bei einer besonders mitreißenden Passage über die dicksten Trauben der Campagne angelangt, als er merkte, dass die Stimmung sich gegen ihn gerichtet hatte. Ein Unterfink sagte ihm ins Ohr (oder was Vögel so haben): Gehandelt werden musste jetzt.
Cheffink nickte mit dem Schnäbelchen.
Er drückte den Knopf für die Megalautsprecher. Sie erreichten alles und jeden. Auch noch die letzte Blattkrümmung wurde von ihrem Superbombastgeräuschsystem akustisch ausgeleuchtet. Nur die Tauben bekamen von dem Spektakel nichts mit.
Das Superbombastgeräuschsystem zeigte Wirkung. Die Lautstärke war so hoch, dass die Unterfinken sich in Tauben verwandelten und die Unterunterfinken in Untertauben. So war natürlich kein Krieg zu führen. Cheffink zerbiss enragiert ein Stück Kreide.
Dann kamen die Eichhörnchen. Sie hatten sich als Wiesel verkleidet und Extraschwänze angeschraubt, mit denen sie alle kräftig verdroschen. Dann ließen sie den Dom Pérignon mitgehen und bewarfen die Loserfinken mit Nussschalen.
Er hatte sich einen roten Latz umgeschnallt und die höchste Stimme eingeschaltet, die er in seinem Hals hatte finden können. Die anderen Finken waren beeindruckt. So kannten sie ihren Chef gar nicht: Er war vorher immer nur der große böse Diktator gewesen, der allen auf der Nase herumtrampelte. Wobei in das Wort "Schnabel" wohl angebrachter gewesen wäre. Und das Wort "herumtrippelte".
Die Unterfinken tuschelten. Alle hatten mit einem zeitversetzen Angriff gerechent. Doch Cheffinks Augen tosten. Seine Schnabelschärfen sprühten. Er hatte einen detaillierten Marschplan ausgearbeitet, ganz aus Butter. Mit den wichtigsten Lebensmitteln der letzten 20 Jahre waren darauf die Stationen der nächsten Tage verzeichnet. Paprikastreifen hießen: über die Flanken. Käsescheiben meinten: Flächenbeschiss (d.h. -bombardement). Salamischeiben bedeuteten: totale Vollverpfostung.

Die Unterfinken ließen harte Blicke über die Scheitel der Unterunterfinken wanden. Sie wussten, dass sie jetzt extrawachsam sein mussten. Auch wurden die Körnerkolben superhäufig bewacht. Die Unterunterfinken waren auch die Einzigen, die noch Drillboots tragen mussten. Ganz schwarz und schwer waren diese Schühchen und zum Fliegen völlig ungeeignet.
Jeder Fink hatte außerdem einen Markierungsring am Bein, aber das ist eine andere Geschichte und nicht so militärisch.
Alle Mann, brüllte Cheffink jetzt, die Waffen zählen!
Das ließen sich die Unterunterfinken nicht zweimal sagen! Das machte Spaß! Die Waffen waren beträchtlich: Superstöcke waren darunter, von den höchsten Birken geschnitten und mit der Elastizität von Mangroven. Dann gab es Dumdum-Eicheln, eigens ausgehöhlt und mit Ameisensäure gefüllt. Außerdem Cutblätter mit den schärfsten Zackenrändern, die der Wald zu bieten hatte. Alles war tief in einen Astloch gestapelt, wo die Eichhörnchen nicht hinreichten. Zu dünn die Äste, zu filigran die Konstruktion, zu sorgsam austariert die Klappfallen.
Finkensafe, aber eichhörchendeadly.
Meldung, rief jetzt Vizefink und ließ den gelben Arm mit der roten Binde in die Luft schnellen.
Jawohl? Cheffink beantwortete Anfragen sofort oder gar nicht.
Feindbewegungen im Sektor N, meldete Vizefink, den Schnabel steif in der Luft.
In Sektor Nüsschen?, bohrte inquisitorisch Cheffink.
Vizefink nickt.
Aha!, machte Cheffink triumphal oder eben triumphierend. Nachdenklich rieb er sich das Kinn mit der Hand. Nur dass er natürlich weder Hand noch Kinn hatte, sondern Schnabel und Flügel. Auch einen Bart hatte er sich wachsen lassen wollen, was natürlich misslang. Also hatte er ihn mit Schuhcreme in sein Gesicht gemalt. Das ging dann, sah aber recht wilhelm-preussisch aus.
Die Unterunterfinken begannen zu murren. Sie wollten endlich angreifen.
Doch Cheffink schob noch immer die Spielfiguren auf dem Schlachtenplan hin und her. Um den Überblick zu behalten. Die Spielfiguren waren Gummibärchen. Die braunen standen für die Eichhörnchen. Die gelben waren die Finken. Die grünen Bäume. Kleine Häuschen aus Dominosteinen waren kleine Häuschen. Lakritze aber war Lakritze und wurde vom Schlachtenplan geworfen. Cheffink nannte den Plan liebevoll "meine kleine Schlachtplatte".
Kein Mensch (i.e. Fink) konnte da den Überblick behalten! Alle Finken brachen fast in Tränen aus. Wusste die Führung denn nicht mehr, was sie tat? Schon erhoben sich anklagende Stimmen in verschiedenen Terzabständen. Ein Vogelprotestsong stand kurz davor, komponiert zu werden!
Cheffink musste zur Ruhe rufen. Er ließ eine Salve Melonenkerne knapp über den Köpfen der Dissidenten abfeuern. Ruhe verdeckte alles, Stille der Erschrockenen.
Doch in schmalen Finkenherzen glomm Hass. Auf die militärische Führung. Viele wünschten sich Einigkeit mit den Eichhörnchen. Gemeinsam könnte man den Raum über den Wipfeln unter sich aufteilen. Keine Streitigkeiten mehr. Aus Nüsschen machten sich die Finken ohnehin nichts. So stand es in einem anti-militaristischen Manifest von Bruno Blaumeis. Es trug den Titel "Anti-militaristisches Manifest von Bruno Blaumeis" und kursierte als Raubdruck. Mit Schnabelhieroglyphen in Birkenrinde gehackt.
Der Cheffink sah's anders. Die Eichhörnchen waren der Feind. Wieder einmal malte er sie in den leuchtendsten Farben aus: der tödliche Schwanz, ganz aus Busch und Drohung. Die scharfen Schnitterzähne, die selbst die härtesten Federn zerknacken konnten. Durch Hauptfedern gingen sie wie durch Butterkäse. Zurück würden nur abgenagte Skelettchen bleiben, die die Hörnchen im Boden verscharrten. Neben ihren Nüsschen. Der flauschige Pelz nur Tarn, die spitzen Öhrchen indes verrieten das ganze dämonische Potential. Sie ließen keinen Zweifel an der fürchterlichen Kraft. Außerdem, so der Cheffink mit Inbrunst, waren die Eichhorns den Finken im Bodenkampf überlegen. Schnellere Gripkontrolle, integre Jumpstelzen, Powershub und Schwanzpunch waren nur einige ihrer minderjährigen Fähigkeiten.
Breit hatten die Hörnchen alles belagert, belegt, so Cheffink. In ihrem Knopfaugen glomm Fanatismus, gloste Vogelverachtung. Ihre Krallen waren benetzt mit dem Blut unschuldiger Nüsschen. Ihre Schwänze schweiften durch den Sand der Unterdrückung (und was der übertriebenen Bilder mehr waren).
So hetzpropagandierte Cheffink.
Alle Unterfinken schienen bereit, ihm zu glauben. Würden vielleicht bei seiner maroden Argumentation mitgehen. Sie waren damit die zweittragenden Säulen des Systems.
Besonder erzürnte Cheffink, dass die Eichhörnchen sein geheimes Laster spitzgekriegt hatten: Suff und Seide! Gegen die Seide hatten sie nichts unternehmen können, aber von seinem Suff hatten sie ihm 250 Liter Aktivposten gestohlen. Und ausgerechnet von der besten Sorte: Vom Château Lafite-Rothschild, auch noch Grand Cru! Die Hörnchen konnten noch nicht alles ausgesoffen haben. Sie hielten sich doch sonst nur an ihren Nussschnaps.
Die Direktive war klar: Finken erobern sich ihre 15 % des Chateaus zurück. Und zwar mindestens!
Gerade war Cheffink bei einer besonders mitreißenden Passage über die dicksten Trauben der Campagne angelangt, als er merkte, dass die Stimmung sich gegen ihn gerichtet hatte. Ein Unterfink sagte ihm ins Ohr (oder was Vögel so haben): Gehandelt werden musste jetzt.
Cheffink nickte mit dem Schnäbelchen.
Er drückte den Knopf für die Megalautsprecher. Sie erreichten alles und jeden. Auch noch die letzte Blattkrümmung wurde von ihrem Superbombastgeräuschsystem akustisch ausgeleuchtet. Nur die Tauben bekamen von dem Spektakel nichts mit.
Das Superbombastgeräuschsystem zeigte Wirkung. Die Lautstärke war so hoch, dass die Unterfinken sich in Tauben verwandelten und die Unterunterfinken in Untertauben. So war natürlich kein Krieg zu führen. Cheffink zerbiss enragiert ein Stück Kreide.
Dann kamen die Eichhörnchen. Sie hatten sich als Wiesel verkleidet und Extraschwänze angeschraubt, mit denen sie alle kräftig verdroschen. Dann ließen sie den Dom Pérignon mitgehen und bewarfen die Loserfinken mit Nussschalen.
22. Jul, 15:59, L.W.






