Bücher, die's leider nicht gibt
Joseph von Eichendorff
Aus dem Leben eines Zombiekillers
1.
Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Raben zwitscherten und tummelten sich dazwischen und warfen sich von Schnabel zu Schnabel ein Äuglein zu; ich saß auf der Türschwelle, wischte mir den Schlaf aus den Augen und das Blut von der Schneide meines exzellenten Samuraischwerts. Mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine, nur der Gestank kitzelte empfindlich meine Nase: Die Leichen hatten wir zwar schon in die große Müllersstube geschafft, aber dort vergammelten sie nun in den schillernsten Grün- und Blautönen. Pfui, was ein Brodem! Gerade trat der Vater durch die Türe; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze hing ihm schief vom roten Kopf. Es würde noch eine Weile dauern, die Überreste der Zombies in der Mühle zu verschroten, aber es war die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass sie in ihr unheiliges Leben zurückkehrten!
Vater sagte zu mir: „Du Taugenichts!“
„Ich?“, entgegnete ich, „habe ich nicht gestern alleine mit meiner Rute hier“, und hielt mein Schwert in die Höhe, „ein Schock der übelsten Stinker alleine vom“, ich stockte, „äh – Tode zum endgültigen Tod geführt?“ Ich tat ein paar kühne Schwertstreiche, lustig funkelte die Schneide in Sonnenlicht, nur dass ich ausversehen dabei einen Raben entzweiteilte.
Während ich erfolglos versuchte, ihn wieder zusammenzusetzen, fuhr mein Vater fort, zu nörgeln: „Da sonnst du dich schon wieder und reckst dir die Knochen müde, und läßt mich alles Zombieverschroten allein thun! Schnetzeln und metzeln aber will der feine Herr!“ Mein Vater zeigte mir energisch den Stinkefinger: „Ich kann Dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Thüre, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb Dir selber Dein Brodt.“
„Alter, du kannst gleich mit deiner Mühle nach Holland auswandern“, sagte ich und parkte mein Schwert sirrend in der Scheide, „wenn ich ein Taugenichts bin, dann scheiß drauf: So will ich eben in die Welt gehen und mein Glück machen!“
Zuerst dachte ich, ich hätte nur gelabert, aber dann gefiel mir der Gedanken immer besser, denn mir war mir auch selbst eingefallen, dass ich mal eine kleine Reise unternehmen könnte. Seit ich letztes Jahr mit AbiTours einen fröhlichen Absturz auf Malle miterlebt hatte, war es längst an der Zeit, dass ich mich wieder in die Wandersneaker schmiss. – Ich ging also in das Haus hinein und holte meine Kettensäge, auf der ich recht artig aufzuspielen verstand, von der Wand, wo sie an einer Lederschlaufe hing; mein Vater gab mir noch einige Groschen mit auf den Weg, und so schlenderte ich durch das Dorf hinaus. Ich muss heftig in mich hineinlachen, als ich all meine alten Bekannten und Kollegen rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, im grauen Anzug ins Büro hinausziehen, in ihre VW Polos steigen und den Zombiekühlergrill hochfahren sah. Während sie Kaffeebecher auf den Beifahrersitz verschütteten, strich ich in die freie Welt hinaus, und ließ dabei frei einen streichen, hehehe. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten recht stolz „Fuckbye!“ zu, aber keiner guckte mich auch nur mit dem Arsch an. Egal. Mir war es wie ein ewiger Sonntag in der Birne, mit einem leckeren Kakao und einem Haschplätzchen. Und ohne Stinker. An der Dorfgrenze zeigte ich meinen Zombietöterausweis, und man ließ mich hinaus. Als ich endlich ins freie Feld hinaus kam, das seit dem Ausbruch der Epidemie vor sich hingammelte, nahm ich mir meine liebe Kettensäge vor, ließ sie in allen Tönen und Melodien rauschen und röhren und sang dazu, auf der Landstraße fortgehend:
Wem Gott will rechten Dunst erweisen,
Den schickt er auf nen geilen Trip:
Will einer fette Visions reißen
Braucht’s mehr als einen Moccaflip [...]
Aus dem Leben eines Zombiekillers
1.
Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Raben zwitscherten und tummelten sich dazwischen und warfen sich von Schnabel zu Schnabel ein Äuglein zu; ich saß auf der Türschwelle, wischte mir den Schlaf aus den Augen und das Blut von der Schneide meines exzellenten Samuraischwerts. Mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine, nur der Gestank kitzelte empfindlich meine Nase: Die Leichen hatten wir zwar schon in die große Müllersstube geschafft, aber dort vergammelten sie nun in den schillernsten Grün- und Blautönen. Pfui, was ein Brodem! Gerade trat der Vater durch die Türe; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze hing ihm schief vom roten Kopf. Es würde noch eine Weile dauern, die Überreste der Zombies in der Mühle zu verschroten, aber es war die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass sie in ihr unheiliges Leben zurückkehrten!
Vater sagte zu mir: „Du Taugenichts!“
„Ich?“, entgegnete ich, „habe ich nicht gestern alleine mit meiner Rute hier“, und hielt mein Schwert in die Höhe, „ein Schock der übelsten Stinker alleine vom“, ich stockte, „äh – Tode zum endgültigen Tod geführt?“ Ich tat ein paar kühne Schwertstreiche, lustig funkelte die Schneide in Sonnenlicht, nur dass ich ausversehen dabei einen Raben entzweiteilte.
Während ich erfolglos versuchte, ihn wieder zusammenzusetzen, fuhr mein Vater fort, zu nörgeln: „Da sonnst du dich schon wieder und reckst dir die Knochen müde, und läßt mich alles Zombieverschroten allein thun! Schnetzeln und metzeln aber will der feine Herr!“ Mein Vater zeigte mir energisch den Stinkefinger: „Ich kann Dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Thüre, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb Dir selber Dein Brodt.“
„Alter, du kannst gleich mit deiner Mühle nach Holland auswandern“, sagte ich und parkte mein Schwert sirrend in der Scheide, „wenn ich ein Taugenichts bin, dann scheiß drauf: So will ich eben in die Welt gehen und mein Glück machen!“
Zuerst dachte ich, ich hätte nur gelabert, aber dann gefiel mir der Gedanken immer besser, denn mir war mir auch selbst eingefallen, dass ich mal eine kleine Reise unternehmen könnte. Seit ich letztes Jahr mit AbiTours einen fröhlichen Absturz auf Malle miterlebt hatte, war es längst an der Zeit, dass ich mich wieder in die Wandersneaker schmiss. – Ich ging also in das Haus hinein und holte meine Kettensäge, auf der ich recht artig aufzuspielen verstand, von der Wand, wo sie an einer Lederschlaufe hing; mein Vater gab mir noch einige Groschen mit auf den Weg, und so schlenderte ich durch das Dorf hinaus. Ich muss heftig in mich hineinlachen, als ich all meine alten Bekannten und Kollegen rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, im grauen Anzug ins Büro hinausziehen, in ihre VW Polos steigen und den Zombiekühlergrill hochfahren sah. Während sie Kaffeebecher auf den Beifahrersitz verschütteten, strich ich in die freie Welt hinaus, und ließ dabei frei einen streichen, hehehe. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten recht stolz „Fuckbye!“ zu, aber keiner guckte mich auch nur mit dem Arsch an. Egal. Mir war es wie ein ewiger Sonntag in der Birne, mit einem leckeren Kakao und einem Haschplätzchen. Und ohne Stinker. An der Dorfgrenze zeigte ich meinen Zombietöterausweis, und man ließ mich hinaus. Als ich endlich ins freie Feld hinaus kam, das seit dem Ausbruch der Epidemie vor sich hingammelte, nahm ich mir meine liebe Kettensäge vor, ließ sie in allen Tönen und Melodien rauschen und röhren und sang dazu, auf der Landstraße fortgehend:
Wem Gott will rechten Dunst erweisen,
Den schickt er auf nen geilen Trip:
Will einer fette Visions reißen
Braucht’s mehr als einen Moccaflip [...]
2. Mär, 19:13, L.W.