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Komisches, Kritisches, Unerhebliches aus Lino Wirags Text-Bild-Werkstatt. Quasi täglich.

Spots, die Raffaelo aus irgendeinem Grund nicht haben wollte

I.
Drei perfekte Quatschfrauen am Strand. Sie sitzen an einem weißen Tisch. Hinter ihnen brandet das Meer. Alles ist völlig unglaubwürdig. Eine Schale Raffaello lockt auf dem Tisch.
Die Quatschblondine beißt hinein, sabbelt, Kokossplitter in ihrem Gesicht verteilend: Mmh, ganz ohne Schokolade.
Die Quatschbrünette beißt in eine andere Kugel: Pfui, da ist ja gar kein Alkohol drin.
Die Quatschrothaarige beißt hinein, spuckt aus: Ja, aber dafür ekligen Kokosraspeln!
Stimmt! Ekelhaft! etc., rufen die anderen und spucken ihre Raffaelos ebenfalls in den Sand. Dann werfen sie mit den weißen Kugeln nach ihrem schwarzen Boy, der mit Getränken im Hintergrund wartet. Sie zerplatzen an seinem muskulösen Körper.
Die Quatschfrauen zünden sich Zigaretten an und stürzen Wodka-Flaschen.

II.
Ein Superstrand. Supersetting. Supersonne. Supermucke. Nur etwas unscharf, die Kamera muss noch fokussieren.
Plötzlich Knirschen im Gebälk, Tonspur kippt ab. Der Hintergrund wackelt, bricht zusammen. Wir sehen: Alles war nur getürkt. Einige unattraktive Schauspieler sitzen in einer Art Sandkasten. Ein Skriptgirl hält einen Ventilator. Jemand hat mit einem Baustrahler die Sonne gemacht. Die Mucke kam aus einem Kassettenrecorder, auf den jetzt der Regisseur einprügelt.
Was wir für die unglaubliche Raffaelo-Frau gehalten haben, ist eine verfettete Transe. Sie hält ein zerdrücktes Raffaelo in der Hand und fragt: „Muss ich das noch essen?“
Es fällt ihr aus der Hand, klatscht in den Sand.
Der Regisseur schmeißt sein Handy in das Kinderplanschbecken, das das Meer sein soll.
Nur der Hund des Produktionsleiters ist guter Laune. Er macht sich über das verdreckte Raffaelo her. Und bellt. Wir sehen den Untertitel: „Hm, ganz ohne Schokolade!“

III.
Das übliche Setting (s.o.). Auf einem Tisch im Vordergrund die Schale mit den Leckerlis.
Eine Person nähert sich, wir sehen aber nur Teile ihres Körpers: die wehenden, blonden Haare.
Das weiße Kleid.
Der rote Schuh.
Der behaarte Arm. Der behaarte Arm?
Thomas Gottschalk vor der Raffaeloschale. Er wirkt ein wenig debil, was auch daran liegt, dass er ein Frauenkleid trägt. Augenringe. Er greift in die Schale, verzieht das Gesicht, beißt schließlich in einen der Bollen. „Mmh, ohne Lakritze, äh, Schokolade.“ Ringt sich ein Lächeln ab.
Im Hintergrund läuft ein nackter Goldbär vorbei.
Gottschalk, in die Kamera flüsternd „Seit sie mich bei Haribo gefeuert haben, muss ich einfach jeden Job annehmen.“
Ein Filmmikro kracht ihm von oben auf den Kopf.
Gottschalk, Kokosraspeln hustend, den neuen Satz ins alte Schema pressend:
„Raffáelo macht Kinder froh, und ohne Schokolade sowieso.“

IV.
Bacardi-Menschen lümmeln am Strand herum, mit einem Schuss „The Beach“. Alles ein bisschen abgefuckt. Nach einem Schnitt sehen wir auch leere Bierflaschen, schmutzige Handtücher etc. Am Tag zuvor scheint was losgewesen zu sein.
Auf einmal bebt der Boden. Die Slacker schrecken auf, rasen orientierungslos über den Strand. Einer ruft: „Eine Flutwelle?“
Eine meterhohe Welle kommt auf die Idylle zugerast, aus dem Schaumkamm löst sich eine weiße Kugel, die ganz mit Kokosraspeln bestreut ist. Sie gehört zu einem gigantischen Körper: das Raffaelomonster. Alle schreien entsetzt auf.
Doch da werden sie schon von der Welle erfasst und gegen die Felsen geworfen. Die Überlebenden schlingt Raffaelozilla herunter. Blutiges Kauen. Rot tropft auf Weiß (Closeup).
Das Monster reibt sich den feuchten Bauch und rülpst: „Mmh, ohne Schokolade.“
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