Neuerscheinungen

LINOWIRAG.DE | Linoblog:
Komisches, Kritisches, Unerhebliches aus Lino Wirags Text-Bild-Werkstatt. Quasi täglich.

Etwas nachträglich:

Eine Blogrezension zu unserem hübschen, kleinen, langlang ausverkauften 2007er-Band "Text, Drugs & Rock 'n' Roll: unplugged".

Kafka hat Spaß am Schreiben

"Kein Wort fast, das ich schreibe, paßt zum andern, ich höre, wie sich die Konsonanten blechern aneinanderreiben, und die Vokale singen dazu wie Ausstellungsneger. Meine Zweifel stehn um jedes Wort im Kreis herum, ich sehe sie früher als das Wort, aber was denn! ich sehe das Wort überhaupt nicht, das erfinde ich. Das wäre ja noch das größte Unglück nicht, nur müßte ich dann Worte erfinden können, welche imstande sind, den Leichengeruch in einer Richtung zu blasen, daß er mir und dem Leser nicht gleich ins Gesicht kommt. Wenn ich mich zum Schreibtisch setze, ist mir nicht wohler als einem, der mitten im Verkehr der Place de l'Opera fällt und beide Beine bricht." (15. November 1910)

...



Am Montag im GAP als Vorband von Jaroslav Rudiš (der aus Grand Hotel las) zwei neue Bücher vorgestellt. Danke für die tollen Fotos!

Prosa

Ein schwer sublimes, ach wo: subliminales Märchen namens "Kaiser und Knochenspalter", gleichsam aus den Fingern gefallen.

Comic

Als quasi inoffizielles Nebenprodukt der "Himmelschreienden Historien" gibt es das Wiragsche Comicalbum "Megapapst" an dieser Stelle für kurze Zeit zum Draufklicken.

Schublade

Habe die Seitensektion "Schublade" mit unveröffentlichten Texten und Zeichnungen mal wieder ausgeputzt, dort können immer noch bzw. wieder einige Prosaversuche ernsthaft-experimenteller Provenienz; spielerische Grabbe-, Huysmans-, Schenkel- und Queneau-Variationen sowie verschiedene Comicprojekte aus den letzten Jahren eingesehen werden.
Dazu gibt's Blicke ins Skizzenbuch, Poetologisches, Essayistisches, Satirisches, Theoretisches und eine Hundertschaft Gedichte.

Fortschritt

Schlängle mich knapp unter der 400.000er-Grenze durch; Material scheint viskos genug, es länger zu betreten, gleichzeitig in Fluss zu halten. Näheres folgt.

Romanabfälle (3)

Am nächsten Tag stellte die Sonne brennende Garben auf. Die ganze Stadt stand im Dampf, es war, als hätte man sie unter eine Trockenhaube gestellt und mit weißem Puder vollaufen lassen. Die Schwaden standen so dicht, dass sich die Stadt dem Passanten nur schrittweise entbarg, wie eine expressionistische Filmkulisse aus dem Weißen schälte. Alles war mit Schaum ausgespritzt. Die Straßen fuhren, atmeten Schrittempo, die Nebelleuchten der Autos durchschnitten die weißen Schaumberge; alles war entrückt oder wie entrückt. Man hätte die Erde für eine außerirdische Kolonie halten können, bewohnt von durchschimmernden Nebelwesen, durchatment von einer ektoplasmatischen Weltseele.
Der perfekte Tag, um ein Kind zu finden, das selbst wie ein Außerirdischer erschien.
In den frühen Morgenstunden kam das junge Paar über die Brücke spaziert. Gebannt starrten sie in den immer noch geschwollenen Fluss. Sie war blond, er war dumm, aber das hindert sie beide nicht daran, das Wimmern zu hören: Das ätherische Klagen war unnatürlich, fast zweistimmig schob es aus einem Papierkorb hervor, schob sich unter Papierresten hindurch, entfaltete klebrige Eispapiere.
Dieser Schrei zog an, zog magisch magnetisch an.

Nachdem er zum letzten Mal über das Oktoberfest gegangen war

oktober ist ein freundlicher monat, brezelt
atemglanz auf tote leiber, mischend
bierdurscht mit begehrlichkeiten nach brat
-wurst (½ m), toten boden mit fettfilmen
streichend. der sommer packte uns in trockene tücher,
brannte die glasur der erinnerungen schwarz.
jetzt liegt herr sommer als ausglühendes uran im
starnbergersee, während herr herbst als auslaufendes
urin seine bettpfanne austrinkt und hinter der
horizonttischdecke verschwindet, wos wohl weitergeht,
„immer weiter“

Was die Buchhandlungen vorhalten

Thomas Klupps Roman Paradiso jetzt auch als TB. Wärmste Empfehlung.

Kollegen, Kollegen ..

Jan war wie gehabt zu Fuß unterwegs und hat dabei noch Zeit zum Nachdenken gefunden, u.a. zu den Nebengeräuschen des Textes beim Vorlesen.

PS: Lieber Jan, ein Blog "mit Muskelkater, Blasen und Sonnenuntergängen"? Nichts gemerkt - oder zu erwachsen gewesen?

Was die Buchhandlungen verschweigen

Natürlich rennen wir alle SOFORT ins nächste Internet und BESTELLEN das Super-Buch/-Heft/-Bogenwerk von Super-Clara in der Super-Edition Azur. Nur über "Und irgendwo hinter dem Furor glimmt eine große Sehnsucht" denken wir noch mal nach.



Clara Ehrenwerth: Absagen
36 S., 4 farbig bedruckte Faltbögen mit Gummiband, 2009, 6,00 EUR, ISBN 978-3-9812804-5-6
Erscheinungstermin: 26.10.2009

Heiße Scheiben

Ein verhauenes Exzerpt eines Artikels übers Plattensammeln (originaliter in der SZ) findet sich hier.
Entgegen der Behauptung, die dort zu finden ist, hat der bearbeitete Text (besonders die ersten zwei Absätze!) nicht mehr viel mit dem Original zu tun (Statt "Windel-Drucke" müssen bspw. "Wiegendrucke" gemeint sein usw.).
Sollte ich je Morphemschleim wie "Historische Titel Bilder, guter Stil auf Pappe" produzieren, bitte ich um Übergabe an den Abdecker.

Dicht

Nachtgedanken eines jungen Autors
(Rilkemix)

Wer, wenn ich schriebe, läse mich aus der enge
-ren Auswahl des Feuilletons? Und geschätzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz („Maier mit ai ist ein Name,
den man sich merken sollte“), ich verginge vor seinem
stärkenden Stabreim („reife Reime, autonome Assonanzen,
Metrenmeister Maier“). Denn das Dröhnen ist nichts
als des Schrecklichen Anfang („Sein Werk schöpft aus
Priessnitz’ Stanzenkunst und Schmidts Etymmetho
-dologie“). Und was, wenn es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören („werden sicher bald wieder von Maiers
Reimereien etc.“)? Ein jeder Mangel ist schrecklich.
Und so verhalt ich mich denn und verschlucke
den Weblogruf dunkelen Schluchzens („von der Kritik
weitgehend unbeachtet“). So wenig Feedback. So viele
fragen.


Wenn die warme Leber träumt
(Brentanomix)

Wenn der lahme Läufer träumt, er löffe
träumt die warme Leber auch, sie söffe,
denkt der Elefant auch, dass er schwäbe,
rollt der Leichnam sich, als ob er läbe,
spintisiert der Luftballon, er plötze,
spürt der Unwohlseiende, er kötze,
träumt das blinde Huhn froh, dass es fönde,
und der niemals wand erst, dass er wönde,
träumt dem Popkornmann, elegisch pöpp er,
deucht dem Hipper phatt, energisch höpp er,
träumt der Schulgymnastikball, er prälle,
dünkt der schubertschen Forell, sie schnälle –

träumt der stumme Dichter auch, er schrübe,
dass sich Zeilenfall an Zeileneinfall schübe,
bis der Autor schmerzlich muss erkönnen,
dass sich Kunst und Wulst an seiner Feder trennen.

L.W. schreibt

Ich befummle gerade das schöne Belegexemplar zum schönen, nur leicht fettigen, saftneuen Bumsbuch Erotikthriller aus dem Hause Satyr (hg. von Volker Surmann).

Darin schreiben Szenegrößen (Kabarett, Satire, Comedy) wie (ab hier Namedropping) Ahne, Liv Andresen, Christian Bartel, Marina Barth, Paul Bokowski, Martina Brandl, Sascha Brohm, Petra Brumshagen, Katinka Buddenkotte, Peter Düker, Micha Ebeling, Horst Evers, Kersten Flenter, Kirsten Fuchs, Jan Gympel, Uli Hannemann, Andreas Hauffe, Michael Jakob, Jess Jochimsen, Matthias Keidtel, Harry Kienzler, Laabs Kowalski, Andreas "Spider" Krenzke, Annette Kruhl, Sebastian Lehmann, Peter Maertens, Andreas Monning, Anselm Neft, Barbara Rademacher, Robert Rescue, Matthias Reuter, Lutz von Rosenberg Lipinsky, Lars Ruppel, Ilka Schneider, Georg Schnitzler, Dagmar Schönleber, Lea Streisand, Volker Surmann, Birgit Süß, Udo Tiffert, Bente Varlemann, Nico Walser, Michael-André Werner, Heiko Werning, Lino Wirag, Moses Wolff und Gerlis Zillgens.



Um zahlreichen Abkauf wird gebeten. In meinem Text fehlt übr. ein "e".
Es sei hiermit nachgeliefert: e.
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